Bundestrainer Philippe Soutter steht mit der Herren-Nationalmannschaft vor dem Schlussspurt für die WM im Dezember im schwedischen Göteborg. Dabei macht der Schweizer aus seiner Unzufriedenheit keinen Hehl und er kündigt für die Nominierung des finalen Kaders einen Umbruch an.
Vor zwei Jahren stand bei der WM in der Schweiz ein überraschender vierte Rang unter dem Strich. Ist in Göteborg ähnliches zu erwarten?
Nein. Eine Wiederholung dieses Exploits ist kaum möglich. Einerseits macht dies der neue Turniermodus schwieriger, andererseits haben wir in den letzten zwei Jahren schlicht zu wenig seriös arbeiten können, um uns vor allem auch als Team weiterentwickeln zu können. Abgesagte Lehrgänge, fehlende Spieler, vor allem Leistungsträger, an den Lehrgängen und sicher auch das Rumoren innerhalb des Verbandes haben die Entwicklung empfindlich gehemmt. Da muss man schon selbstkritisch sein.
Trotzdem hätte man annehmen können, dass dieser vierte Rang für die damaligen Spieler eine Motivationsspritze war?
Das Gegenteil war der Fall. Offensichtlich haben die langjährig verdienten und etablierten Spieler nun nach einem Erfolg mitten in der Weltspitze erwartet, dass von Seiten des Verbandes die, auch finanzielle Unterstützung, nun wesentlich größer würde. Das ist eine naive Sichtweise! Woher sollte der Verband nun plötzlich mehr Mittel haben? Nach wie vor  müssen die Nationalspieler gewillt sein, Zeit und Geld zu investieren, um im Kreis der Mannschaft dabei sein zu können.
Der Verband Floorball Deutschland hat turbulente Zeiten hinter sich. Inwiefern hat dies auch die Nationalmannschaft beeinflusst?
Ich müsste lügen, wenn ich sagte, dass dies spurlos vorbeigegangen wäre. Es ist auch für mich in der fernen Schweiz kaum nachvollziehbar, dass man in ganz Deutschland für einen Lehrgang keine Halle findet. Aber ich erinnere mich noch gut an die Situation in der Schweiz vor 20 Jahren. Das war damals nicht viel anders. Wir müssen einfach akzeptieren, dass unser Sport strukturell noch in den Kinderschuhen steckt. Das ist ein normaler Entwicklungsprozess: natürlich schmerzt es, dass die Nationalmannschaft weiter ist als der Verband, dies aber den Exponenten des Verbandes vorzuhalten, ist lächerlich, denn sie ziehen ja den Karren vorwärts und geben ihr Bestes. Was mich aber ehrlich gesagt am meisten nervt, ist der permanente Ost-West-Konflikt. Diese Intrigen schwächen die Entwicklung des Sports am meisten.
Zurück zum Sportlichen: Am kommenden Wochenende steht der Lehrgang in Weißenfels bevor, dann ein Vierländerturnier Ende Oktober in Lettland. Reicht dieses Vorbereitungsprogramm?
Es würde reichen, wenn wir mit einem annähernd kompletten Kader trainieren könnten. Aber nach wie vor gibt es zu viele etablierte Spieler, welche dann zwar gerne an die WM kommen würden, aber denen die Bereitschaft fehlt, an diesen beiden Wochenenden Zeit und halt auch Geld zu investieren. Am schlimmsten aber sind dann die Spieler, welche vor Monaten noch lautstark die mangelnde Professionalität im Verband angeprangert haben, die es dann aber selber nicht für nötig halten, auf ein Aufgebot auch nur annähernd fristgerecht zu antworten. Das reicht mir nun endgültig: das WM-Kader wird einige überraschen. Ich ziehe es vor, mit einigen jungen Spielern mehr an die WM zu gehen, welche dann für die Zukunft neuen Elan ins Team zu bringen. Es ist doch für alle Spieler, und auch für uns Trainer, eine Zumutung, nun zwar Energie in die Vorbereitung zu investieren und dann aber an der WM Spieler mitzunehmen, welche man das ganze Jahr nie gesehen hat. Die werden zuhause bleiben müssen.
 
Die Teilnehmer des Trainingslagers in Weißenfels:
Torhüter:
Dietz Mike, Djurgarden (SWE)
Kohler Janek, HC Rychenberg (SUI)
Hallerstede Nils, TV Lilienthal
Verteidiger:
Baas Sandro, Verbano Unihockey (SUI)
Bier Kay, GC Zürich (SUI)
Böttcher Tim, Sparkasse Weißenfels
Gysin Joël, Hornets Moosseedorf  (SUI)
Ibold Ramon, Red Devils Werningerode
Siede Matthias, Sparkasse Weißenfels
Stürmer:
Borth Benjamin, HC Rychenberg (SUI)
Bröker Janos, SSF Bonn
Gruhne Christopher, Igels Dresden
Herlt Sascha, Sparkasse Weißenfels
Hoffmann Jonas, ETV Piranhhas
Hoidis Tim, Red Hocks Kaufering
Kujat Nicolas, SC DHfK Leipzig
Schuschwary Erik, Igels Dresden
 
Eingeladene Gastspieler U17 (Hinweis: U19 Herren trainiert am Wochenende in Calw):
Thomas Bothe
Kevin Pocher
Nino Heinrich
Tim Sigmund
Arian Trützschler
Max Zilich