Das Viertelfinalspiel Deutschland gegen Finnland war am Mittwochabend lange vorbei, die rund 2300 Zuschauer lange auf dem Heimweg. Dennoch saßen noch einige deutsche Fans in der Hakametsä Ice Hall von Tampere, die Hauptarena der Damen-Weltmeisterschafen. Dann wurden die Anhänger in schwarz-rot-gold von der Hallencrew gebeten, sich nun zum Ausgang zu begeben.
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Doch das kleine Grüppchen wanderte erst einmal nur auf die andere Tribünenseite und wartete dort auf ihre Mannschaft. Genauer gesagt, auf ihre Töchter. Denn es waren einige Eltern der Nationalspielerinnen, die am Mittwochabend die herbe 0:16-Pleite gegen die Vizeweltmeisterinnen und WM-Gastgeberinnen verfolgt hatten. Eine Lehrstunde für die Schützlinge von Bundestrainer Simon Brechbühler (Schweiz).

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Umarmungen und Küsschen
Als die ersten Spielerinnen rauskamen, gab es Umarmungen, Küsschen und Schulterklopfen. Aufmunternde Gesten und Worte, die notwendig waren und wieder Lächeln in die Gesichter der geschundenen Körper zauberte. Auch Julia Pradel (Red Devils Wernigerode), die sich in der Partie am Knie verletzte und aus der Halle getragen wurde, lief zumindest eigenständig, aber humpelt zum Ausgang. Auf sie muss Brechbühler in den verbleibenden Partien ebenso verzichten wie auf Hannah Hartges (TSV Neuwittenbek) verzichten. Hartges hatte sich im Vorrunden-Duell gegen Tschechien (1:9) zu Beginn ebenfalls ohne Fremdeinwirkung am Bein verletzt.

Trotzdem hatten sich die deutschen Damen einmal mehr tapfer gegen eine Floorball-Topnation geschlagen. Doch dieses Mal war die Übermacht der Gegnerinnen zu deutlich. Vor allem, weil bei Deutschland nach dem harten Zwischenrunden-Spiel gegen Dänemark mit Verlängerung und Penaltyschießen der Akku leer war – körperlich wie mental. Dazu die Aufregung: Vor so vielen Zuschauern ist noch keine der deutschen Spielerinnen aufgetreten. Zudem wurde die Partie live im finnischen Fernsehen gezeigt – auf demselben Sender, am dem tags zuvor noch Fußball-Championsleague live zu sehen war.
 
Offensivaktionen sind Mangelware
Im ersten Drittel hielt Deutschland das Ergebnis mit 0:4 im Rahmen. Doch schon hier waren Offensivaktionen und körperbetonte Zweikämpfe, die es zum Turnierauftakt gegen Schweden noch zu sehen gab, Fehlanzeige. Durchgang zwei endete gar mit einem 0:10. Immerhin: in Abschnitt drei musste die nach Hälfte der Partie für Christa Brunn (FB Riders) eingewechselter Indra Reck (UHC Weißenfels) nur noch zweimal hinter sich greifen – auch weil Finnland etwas zurückschaltete und Reck nun einige Bäller mehr entschärfte.
Deutschland stand nun auch etwas tiefer. Katja Timmel (Red Ants Winterthur) hatte mit einem Fernschuss die einzige Torchance für die Deutschen.

Der freie Tag am Donnerstag kommt jetzt genau richtig. Kräfte neu sammeln, Köpfe frei machen. Der nächste Gegner in der Platzierungsrunde um die Ränge fünf bis acht heißt Polen. Eine schwere, aber lösbare Aufgabe, die am Freitag ab 9 Uhr deutscher Zeit ansteht.
Die Polen haben Norwegen aus dem Weg geräumt und bisher gute Resultate abgeliefert. Die Bilanz im Zusammentreffen mit Deutschland: seit 2011 ging Polen fünfmal als Sieger hervor, Deutschland gewann zweimal. Bei der WM-Qualifikation im Februar unterlag die Brechbühler-Auswahl mit 4:8, das bisher letzte Aufeinandertreffen im November endete wiederum mit einem 6:3 für Team Germany.
 
Die Partie wird wieder live im Internet übertragen. Den Link dazu findet ihr auf www.floorball.de
Mehr zur Floorball-Weltmeisterschaft der Damen in Tampere unter: www.wfc2015.fi