Die WM-Vorrunde endete für die deutschen Floorball-Frauen mit drei erwarteten – teils sehr hohen – Niederlagen. Dennoch ist die Stimmung im Team gut. Warum das so ist, erklärt Laura Hönicke vom UHC Weißenfels.

Sie begeht in Neuchatel/Schweiz nach acht Jahren nicht nur ihr spätes WM-Comeback, sondern feierte am Montag ihren 30. Geburtstag. Fast hätte sie sich dabei selbst mit einem WM-Tor gegen Finnland beschenkt (Titelbild).

Mit Laura sprach Stefan Thomé vom FD-Mediateam.

FD: Laura, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Zu einem sportlichen Geschenk hat es im letzten Vorrunden-Match gegen Finnland für Dich leider nicht gereicht, obwohl Du im zweiten Drittel sogar eine super Torchance hattest. Wirst Du trotz der deftigen Niederlage dennoch mit Deinem Team etwas feiern?

Laura Hönicke: “Sicher werden wir den Abend locker ausklingen lassen, weil wir Dienstag ja auch Spielfrei haben. Die Mädels haben mir schon einen schönen Tag bereitet. Aber das ganze Event ist so aufregend, dass mein Geburtstag da ohnehin hinten ansteht. Der ist mir dann gar nicht mehr so wichtig. Hauptsache wir haben hier in Neuchatel noch einen weiteren guten Turnierverlauf.”

FD: Ihr kommt mit drei Niederlagen aus der Vorrunde, mit denen ihr sicher vorher schon gerechnet habt. Ist das nicht dennoch frustrierend?

Laura Hönicke: “Nein, wir haben generell gewusst, dass wir mit dem WM-Gastgeber Schweiz, Vize-Weltmeister Finnland und Polen eine harte Gruppe haben, das war ja kein Geheimnis. Von daher konnten wir uns schon gut darauf einstellen und versuchen, auf dem Feld andere Ziele zu verwirklichen.”

FD: Gegen die Schweiz habt ihr dann vor beeindruckender Kulisse von 2.200 Zuschauern wohl einen klassischen Fehlstart hingelegt und mit 1:12 verloren…

Laura Hönicke: “Ja, das erste Drittel gegen die Schweiz hat uns das Knick gebrochen. Hinten raus waren wir mit unserer Leistung aber doch sehr zufrieden. Nach dem 0:9 war das 1:2 und das 0:1 im zweiten sowie dritten Drittel schon super. Daran wollten wir dann gegen Polen auch anknüpfen.”

FD: Zu einem Sieg hat es aber auch gegen die Polinnen mit 1:4 nicht gereicht…

Laura Hönicke: “Leider, ja. Aber das Resultat gegen Polen ist im Grunde genommen nicht schlecht, wenn wir das mit dem Ausgang beim Polish-Cup vergleichen. Da hatten wir im Oktober noch recht deutlich mit 1:7 gegen diese Mannschaft verloren. Die Polinnen haben in den letzten Jahren sehr gut gearbeitet, sind vermutlich irgendwo in der Region Platz fünf, sechs, sieben in der Welt einzuordnen. Wenn wir aber auf unsere eigene Leistung schauen, wäre in diesem Spiel sicher mehr drin gewesen.”

FD-Kapitänin Alena Holst und Nancy Gatzsch im Tor halten die Polin Katarzyna Rogala in Schach.

FD: Mit welcher Einstellung seid ihr in das letzte Match gegen Vize-Weltmeister Finnland gegangen?

Laura Hönicke: “Wir haben nach dem Polenspiel viel mental gearbeitet und viel ausgewertet. Wir wollten gegen Finnland vor allem in der Defensive gut arbeiten und auch offensiv ein paar Akzente setzen. Ich denke, das ist uns zum Teil recht gut gelungen.”

FD: Könnt ihr aus so einer so hohen Niederlage trotzdem etwas positives mitnehmen?

Laura Hönicke: “Ganz klar ja. Wir hatten phasenweise eine sehr gute Defensive. Aber die finnischen Damen sind im Vergleich zu der Schweiz auch einfach technisch sehr, sehr stark. Die lassen den Ball wahnsinnig schnell laufen, können unglaublich präzise schießen. Ihr Zusammenspiel läuft beinahe blind. Da hat man sehr große Mühe, überhaupt hinterher zu kommen und zu verteidigen.”

Geburtstagskind Laura Hönicke ging gegen Finnland mit der Starting-Six aufs Feld.

FD: Kommt da nicht doch irgendwann Frust auf?

Laura Hönicke: “Natürlich ist für uns ein 0:17 nicht zufriedenstellend. Aber wir konnten hier und da Akzente setzen und die Stimmung im Team war die ganze Zeit über sehr gut. Wir haben im Vorfeld schon bewusst versucht, dagegenzuarbeiten. Wir hatten uns gesagt, dass wir immer zusammen halten, egal wie es steht. Und das ist uns auf jeden Fall gelungen.”

Im Duell hatte FD-Verteidigung um Torfrau Indra Reck alle Hände voll zu tun.

FD: Euer Playoff-Gegner wird Singapur oder Australien (Stand zum Interview noch nicht fest). Wie bereitet ihr euch auf diese Kontrahentinnen vor?

Laura Hönicke: “Da wird sich sicher unser Trainerteam mit auseinander setzen. Am Abend vorher gibt es eine Videoanalyse. Es kann gut sein, dass wir uns das Vorrundenspiel dieser beiden Teams am Dienstagvormittag im Livestream anschauen werden.”

FD: Wie sind diese Gegnerinnen für euch einzuschätzen?

Laura Hönicke: “Im Ranking stehen beide Mannschaften hinter uns. Aber es wäre sehr naiv, wenn wir jetzt sagen, dieses Match bringen wir leicht über die Bühne. Wir müssen sehr vorsichtig sein und dürfen diese Gegnerinnen nicht unterschätzen.”

FD: Warum?

Laura Hönicke: “Die sind natürlich total heiß, egal welche Mannschaft von diesen beiden da auf uns trifft. Man darf zudem auch nicht vergessen, dass wir selbst drei sehr intensive Spiele in den Knochen haben, die echt hart waren. Es wird auf jeden Fall spannend, aber ich bin guter Dinge, dass wir das schaffen werden und ins Viertelfinale einziehen.”

FD: Da kommt euch der spielfreie Tag sicher entgegen. Wie verbringt ihr den WM-Dienstag?

2019 WFC - Germany v Finland
Laura Hönicke mit einem Erinnerungsfoto an das Spiel gegen Vize-Weltmeister Finnland. (IFF-Fotoserie Vorrunden-Match Deutschland vs. Finnland)

Laura Hönicke: “Wir machen einen Ausflug nach Murten (Red.: eine mittelalterliche Gemeinde am Südostufer des Murtensees). Am Abend haben wir ein Training angesetzt und bereiten uns auf das wohl wichtigste WM-Spiel am Mittwoch, vor. Dazwischen haben wir sicher auch noch etwas Freizeit, in der wir einfach mal etwas ins Shopping-Center gehen werden oder einfach nur ausspannen, zur Physio gehen, uns massieren lassen. Einige Spielerinnen treffen sich sicher auch mit ihren Familien, von denen einige uns über das ganze Turnier begleiten.”

FD: Und mit welcher Zielsetzung startet ab Mittwoch ihr in die zweite, finale Turnierhälfte?

Laura Hönicke: “Die ist ganz klar, wir wollen wieder unter die besten Acht kommen.”

Fotos: S. Thomé/FD – Michael Peter/IFF – Claudio Schwarz/unihockey-fotos.ch – Fabian Trees/imagepower.ch