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Anfang Oktober startete in Schleswig-Holstein die erste Special Olympics-Floorballliga. Floorball.de fragte bei Christian Schirrmacher, Special Olympics Deutschland, und Elke Scholz, Präsidentin von Floorball Deutschland und dem Landesverband Schleswig-Holstein nach.
Herr Schirrmacher, die erste Special Olympics-Liga ist in Schleswig-Holstein gestartet. Welche Altersklassen können sich messen und wie viele Teams nehmen teil?
Schirrmacher: Anfang Oktober 2014 starteten wir mit vier Teams, alle Sportler sind über 21 Jahre alt.
Wie kam es zu der Idee und was sind die Besonderheiten, die ein Spielbetrieb im Special Olympics-Umfeld mit sich bringt?
Schirrmacher: Special Olympics ist die weltweit größte Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Das Ziel von Special Olympics ist es, Menschen mit geistiger Behinderung durch den Sport zu mehr Anerkennung, Selbstbewusstsein und zu mehr Teilhabe an der Gesellschaft zu verhelfen.
Seit über 13 Jahren nehmen unsere Sportlerinnen und Sportler in der Inklusionssportgruppe im Hoisbütteler SV immer wieder an großen nationalen und einige sogar an internationalen Wettbewerben teil. Doch finden diese nur alle zwei, die internationalen sogar nur alle vier Jahre statt. Da unsere Sportler häufiger einen Wettbewerb wünschten, entstand die Idee, regelmäßige Wettbewerbe – also eine Liga zu organisieren.
Frau Scholz, welche Bedeutung hat aus deiner Sicht der Start der Special Olympics-Liga für Schleswig-Holstein und darüber hinaus?
Scholz: Ich sehe in der Kooperation mit den Special Olympics die große Chance in der Unterstützung um gesellschaftliche Akzeptanz der Sport treibenden Menschen mit einer geistigen Behinderung. Wechselwirkende Erfahrungen in der Verbandsarbeit können sich auf beiden Seiten positiv darstellen. Großer Mehraufwand entsteht dabei nicht: Da die Wettbewerbe der Special Olympics durch die Initiatoren selbst organisiert werden, wird die schleswig-holsteinische Spielbetriebskommission durch die Liga keine Mehrarbeit erfahren.
Welche Besonderheiten macht Floorball auf der Special Olympics-Bühne aus?
Schirrmacher: Das Regelwerk von Special Olympics sieht verschiedene Niveaugruppen vor, dass heißt Mannschaften werden entsprechend ihrer sportlichen Leistungsfähigkeit in homogene Gruppe zusammengefasst. Eine weitere Besonderheit ist der Inklusionsgedanke, der auf der Grundlage der UN Behindertenrechtskonvention basiert. Inklusion heißt: gleichberechtigte Teilhabe; mittendrin; auf gleicher Augenhöhe; barrierefreier Zugang zu den Sportstätten; selbst bestimmen können, ob und mit wem und in welcher Sportart man sich betätigt oder es auch lässt.
In unseren Mannschaften spielen daher mindestens zwei bis drei Personen ohne Behinderung mit. Wir nennen sie „inklusive Mannschaften“ oder „Unified Mannschaften“.
Sind vergleichbare Ligen auch in anderen Regionen Deutschlands geplant?
Schirrmacher: Wir wollen erst einmal in Norddeutschland Erfahrungen sammeln. Aber – warum nicht? Sollten andere Bundesländer an einer Liga interessiert sein, müssen sie anfangen.
Falls gewünscht, helfen wir dabei.
Und an wen können sich interessierte Teams, z.B. auch für Freundschaftsspiel-Einladungen, wenden?
Schirrmacher: Gern an mich. Ich bin für Special Olympics der Nationale Koordinator für Floorball. Die Organisation von Turnieren gehört u.a. zu meinem Aufgabenbereich.
Wie beobachtest du die Special Olympics-Entwicklung in den vergangenen Jahren? Und wie kann Floorball Deutschland dabei helfen?
Scholz: Das Thema Inkusion hat in der Öffentlichkeit zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die „Aktion Mensch“, die jedem bekannt ist, hat entscheidend dazu beigetragen, Denkmuster zu verändern. Nicht allein die Integration zählt. Das Wir gewinnt. Die Wahrnehmung der nationalen und internationalen Veranstaltungen der Special Olympics ist u.a. durch die Social Media-Netzwerke auch an Floorball Deutschland nicht vorbeigegangen. Der beständigen Hartnäckigkeit von Christian Schirrmacher ist es sicher zu verdanken, dass ein in der Entwicklung rasant aufstrebender Verband wie Floorball Deutschland nicht an dem Thema „Inklusion“ vorbei kann.
Floorball Deutschland kann z.B. unterstützen durch regelmäßige Berichterstattung über die Aktivitäten der Special Olympics, Einladungen zu größeren Events an die Special Olympics aussprechen, Bereitstellung von ausgebildeten Schiedsrichtern bei den Turnieren der Special Olympics und Kooperation bei Ausbildungsveranstaltungen. Ich sehe großes Potential im Austausch mit dem Verband.
Floorball hat bei Special Olympics in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Bei welchen Event-Highlights ist Floorball in den nächsten Monaten präsent?
Schirrmacher: Kürzlich traten vier Mannschaften aus Schleswig-Holstein und eine aus Rosenheim in Bayern zum Unified Turnier: „Together, we can!“ an. Anfang März 2015 beginnen die Special Olympics Nationalen Winterspiele in Inzell. Floorball ist bei diesen Spielen der einzige Mannschaftssport. Bei den Weltspielen in Österreich 2017 wird Floorball zum ersten Mal als reguläre Sportart dabei sein.
Warum begeistert Floorball nicht zuletzt Special Olympics-Athleten?
Schirrmacher: Floorball ist im Rahmen des Inklusionssports eine ideale Sportart. Ob Anfänger oder Fortgeschrittener – jeder Sportler findet in der Gruppe seine Möglichkeit intensiv zu trainieren. Floorball ist verletzungsarm und Mädchen und Junegn können in einer Mannschaft gut zusammen spielen.
Fotos: Peter Scholz