Am Wochenende absolvieren sowohl das Herren- als auch das Damen-Nationalteam eine weitere Etappe in der Vorbereitung der nächsten Großereignisse (siehe:
Damen und Herren testen in Dänemark). Wir sprachen mit Philippe Soutter, Bundestrainer der Herren, über die bevorstehende WM-Qualifikation, den Rücktritt von Manuel und Dominic Mucha (siehe:
Damen mit WM im Blick, Herren ohne Muchas) und die Gegner bei den „Denmark Open“.
Philippe, die knappe 5:6-Niederlage zuletzt gegen die Schweiz hat dich, wie du danach geäußert hast, als einem der wenigen Menschen auf diesem Erdball ja nicht so sehr gewundert. Daher vorsichtig gefragt: Was erwartest du nun von den Länderspielen bei den „Denmark Open“ gegen Norwegen, Polen und Dänemark?
Das Resultat gegen die Schweiz ist auch für einen mässigen Kopfrechner wie mich mathematisch einfach erklärbar. Wenn wir über 90{38901658091181ffa248d41fcc00b197f8b325f754d393bf857ca312a2edaac7} unseres Potentials abrufen und die Schweizer nur 70{38901658091181ffa248d41fcc00b197f8b325f754d393bf857ca312a2edaac7}, dann trifft sich die Schnittmenge dieser Gleichung in diesem Spielergebnis. Ich erwarte vom kommenden Wochenende, dass es uns wieder gelingt, eine solche Intensität auf den Platz zu bringen. In den Beinen, und aber auch im Kopf. Gegen die genau passenden Gegner, alle in etwa auf unserem Level liegen sollten
Wie wichtig sind Vergleiche gegen starke Konkurrenten für die Entwicklung deiner ausgesprochen jungen Mannschaft?
Dieses Vierländerturnier kommt für uns genau zum richtigen Zeitpunkt. Wir können Vieles ausprobieren. Taktisch und personell. Ich bin ja nicht erst seit heute sehr fasziniert, von der Tatsache, dass sich die Nationen zwischen Rang fünf und zehn der Weltrangliste alle phantastisch weiterentwickeln. Und das Beste: Wir halten in dieser Entwicklung formidabel mit und dies mit der mit Abstand jüngsten Mannschaft der Top 10.
Die WM-Qualifikation im Februar wird ja kein Selbstläufer. In der Gruppe warten die Schweizer und die gastgebenden Polen, dazu kommen nur die besten Gruppendritten weiter. Siehst du eine gewisse Gefahr, den WM-Zug zu verpassen?
Im Hinblick auf die Quali wird es natürlich sehr spannend, die Polen zu sehen. Wenn man ihre U19 gesehen hat, dann ist es unverkennbar, dass auch da einige Talente nachwachsen und der Einfluss der alten Exilschweden etwas nachlässt. Mit der WM-Quali beschäftigen wir uns dann im Februar. Das ist noch weit weg und Spekulationen sind eh nicht mein Ding.
Sollte es mit der Qualifikation für die WM-Endrunde klappen, hätte die Mannschaft mit einem sehr guten WM-Ergebnis sogar die Chance, das Ticket für die World Games 2017, das erste große Multisport-Event mit Floorball als Wettbewerbssportart, zu lösen. Spielt so etwas in der mittelfristigen Planung für dich eine Rolle?
Die World Games könnten natürlich einen entscheidenden Schub bringen. Vor allem dürfte der DOSB dann den Floorballsport so wahrnehmen, dass wir nicht wieder – wie auch an diesem kommenden Weekend – aus finanziellen Gründen auf Spieler verzichten müssten. Strukturell wäre das also ein ganz wichtiger Schritt.
Kürzlich überraschte der Rücktritt von Dominic und Manuel Mucha aus der Nationalmannschaft. Inwiefern bedauerst du diesen Schritt mit Blick auf die bevorstehende WM-Qualifikation und die mögliche WM-Endrunde, aber auch in Bezug auf ihre langjährige Nationalteamlaufbahn?
Ihre Gründe liegen im Dunkeln. Ich habe nachgefragt, aber keine Antwort erhalten. Grundsätzlich finde ich ihr Verhalten inakzeptabel. Man kann ja sein Telefon in die Hand nehmen, wenn etwas nicht passt. Aber es sind halt kleine Menschen, und ganz offenbar nicht nur in Zentimetern, welche, schaut man auf ihre Vereinskarriere zurück, immer wieder, aus ähnlichen Gründen, für Unruhe sorgten. Ich bedaure ihren Rücktritt nicht, obwohl sie im Länderspiel gegen die Schweiz zum ersten Mal nach längerer Zeit, wieder einmal eine wirklich gute Leistung gebracht haben.
Bei Fredrik liegt die Sache völlig anders. Leider hat er sich in der Schweiz schon vor dem Saisonstart ziemlich schwer verletzt und ist immer noch nicht ganz fit. Er ist unterdessen auch zweifacher Vater, hat diverse Verpflichtungen und seine Interessen haben sich etwas verschoben. Wir werden schauen, ob wir ihn in Zukunft wieder für eine Teilnahme bei der Nationalmannschaft begeistern können.
Im Sommer sind einige junge Nationalspieler unter anderem in die Schweiz gewechselt. Wie findest du diese Entwicklung und wie stellen sich die Jungs aus deiner Sicht im Liga-Alltag denn an?
Die Entwicklung ist sicher äußerst begrüßenswert und Initiativen wie die von Wiler-Ersigen oder von Thomas Berger bei Chur Unihockey verdienen Dank und Anerkennung. Ein junger Sportler wächst bei einer solchen Herausforderung gewaltig. Sportlich sowieso. Sicher aber auch menschlich. Ein Jan Niklas Buckermann beispielsweise ist mir bei einem solchen Spiel in der Schweiz sehr positiv aufgefallen und darum am kommenden Weekend auch dabei. Auch Mucha sei Dank.