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Es zeichnet sich ein Wechsel an der höchsten Position im Dachverband ab. Jan Hoffmann wird nicht erneut als Vorstandspräsident kandidieren, weswegen zur Delegiertenversammlung am 05.09. für diese Position eine Wahl stattfinden wird. Gründe für die Änderung liefern wir euch in einem Interview.
Deine Amtszeit als Präsident endet nach fast fünf Jahren. Warum hast du dich dazu entschieden, nicht erneut zu kandidieren?
Wir haben im geschäftsführenden Vorstand in den vergangenen Jahren Einiges erreicht. Nun ist es an der Zeit, frischen Wind zuzulassen. Hauptsächlich aber möchte ich mehr für meine Familie da sein, welche in meiner Zeit im Vorstand hinter mir stand. Nun sollen sich die Prioritäten zu ihren Gunsten ändern.
Mit dem Ende der Wahlperiode blickst du auf 20 Jahre Ehrenamt im Floorball zurück. Welche Stationen hast du in den letzten zwei Dekaden durchlaufen?
Meine Anfänge liegen in Niedersachsen. Dort habe ich in der Staffelleitung einer Liga erste Erfahrungen sammeln dürfen. Zu dieser Zeit spielte ich mit meinem Verein noch in einer Liga in Niedersachsen, weil wir in Schleswig-Holstein noch keinen eigenen Spielbetrieb hatten. Danach folgten Aufgaben in der Spielbetriebskommission des Floorballverbandes Schleswig-Holstein.
Die Wege zum Schiedsrichterwesen waren nicht weit entfernt, mit meinem ersten bestandenen Schiedsrichterkurs im Jahr 2001 folgten nicht nur Spiele als Unparteiischer, sondern auch erste eigene Schiri-Kurse. Später kamen Leitungen der Schiedsrichterkommissionen in Niedersachen und Schleswig-Holstein dazu. Auf der Suche nach neuen Herausforderungen, haben andere übernommen und ich habe nach Neuem gesucht. Es folgte die bundesweite Mitarbeit am Regelwerk und in der Ausbildung.
Die Regel- und Schiedsrichterkommission (RSK) war zu dieser Zeit bereits in guter Besetzung und ich interessierte mich für einen Vorstandsposten, um dort das Schiedsrichterwesen weiter in den Blickpunkt zu stellen und Floorball für uns alle voran zu bringen. Nachdem sich der geschäftsführende Vorstand 2016 in einer Findungsphase befand und zwei Seiten entstanden, ergriff ich nach einem Rücktritt des damaligen Präsidenten die Chance, um die Lage zu beruhigen und konstruktiv voranzubringen. Unter anderem konnten wir in dieser Zeit den Ausrüstervertrag für die RSK bezüglich der Trikotausstattung verbessern und erstmalig eine Sportförderung vom Bund erhalten. Damit konnten wir in den letzten Jahren nicht nur unser Personal aufstocken, sondern auch unsere Nationalmannschaften immer weiter professionalisieren.
Wie wird dein weiteres Engagement im Floorball aussehen?
Ich werde wieder das machen, was die Motivation für jeden Floorballbegeisterten ist – wieder selber mit meinem Team spielen und regelmäßig den Lochball durch die Halle jagen. Das ist in der Zeit als Vorstandsmitglied zu kurz gekommen. Vielleicht habe ich dann auch wieder Zeit, meinem Verein mehr zu helfen, wenn eine zusätzliche Hand gebraucht wird.
Hast du eine Vorstellung, wer nach dir den Dachverband leiten sollte?
Ich maße es mir nicht an, festzulegen, wer nach mir das Amt übernehmen sollte. Aus unserer eigenen Erfahrung kann ich aber sagen, dass Gelassenheit und eine sachliche Orientierung gute Grundsätze für die Vorstandsarbeit waren und bei uns die besten Ergebnisse erzeugt haben.
Ist das Amt des Präsidenten zeitintensiv?
Alle Posten des geschäftsführenden Vorstands sind gleich intensiv. Die Arbeit haben wir uns untereinander gut eingeteilt. Zeitlich ging der Aufwand inzwischen aus meiner Sicht aber über ein Ehrenamt hinaus.
Zwei Amtszeiten mit einigen Höhen und Tiefen. Was wird dir am meisten in Erinnerung bleiben?
Ein schönes Erlebnis war der gemeinsame Ausflug zur Weltmeisterschaft 2018 in Prag. Mit der Szene und internationaler Vernetzung blicke ich darauf lächelnd zurück, aber auch die Final4- und Bundesligafinals, bei denen man die Eventprofessionalisierung und stimmungsvolle Hallen miterlebt hat, sind bleibende Erinnerungen.
In der Facharbeit ist es sicherlich die intensive Auseinandersetzung mit den Finanzen und dem deutschen Förderrecht. Ich glaube, ich habe in den letzten Jahren mehr in diesem Bereich gelernt, als ich es jemals vorhatte.
Aber unseren Sport machen vor allem die Menschen aus und ich hatte in meiner Vorstandszeit (aber auch schon davor) die Gelegenheit, viele Floorballer überall im Land kennenzulernen und so auch quer durch die Republik Freundschaften zu schließen, die sonst sicherlich nicht zustande gekommen wären. Gerade diese Kontakte sind ja etwas, was jetzt auch nach meiner Zeit im Vorstand bestehen bleiben wird.
Zeitnah und zu Jahresende stehen ja für all unsere Nationalteams deren Kampagnen-Höhepunkte in Form von Weltmeisterschaften statt. Wie siehst du den Leistungssport und auf was bist du gespannt?
Ich wünsche allen Teams sportlich hochwertige Spiele und muss meinen absoluten Respekt unseren Spielern und Trainern zollen, die in Anbetracht der pandemiebedingt schwierigen Vorbereitung alles für ihr Team gegeben haben und geben werden. Am Ende wünsche ich aber jedem vor Allem eine gesunde Heimkehr aus Brno, Uppsala oder Helsinki.
Vor welchen Herausforderungen steht der deutsche Floorball deiner Meinung nach in den kommenden Jahren?
Floorball ins Wohnzimmer zu bringen (Livestreaming) wird viel Schweiß erfordern, ist aber wohl die nächste große Sache, die es anzugehen gilt. Darauf aufbauend kann man auch weitere Projekte anschließen, die alle samt helfen, den Sport allgemein bekannter zu machen. Alle nationalen Bestrebungen können dazu beitragen, die internationale Relevanz zu steigern. Damit kann man auch daran arbeiten, den Sport zu einer olympischen Disziplin werden zu lassen, was wiederum neue Möglichkeiten eröffnet. Allgemein ist der nächste geschäftsführende Vorstand mit den aktuellen, hauptamtlich besetzten Stellen gut aufgestellt, um Floorball in Deutschland weiterzuentwickeln.
Foto: Martin Flousek