Sperrung eines ehemaligen Floorballtrainers in der Schweiz 

Vergangene Woche veröffentlichten die Journalist*innen Jacqueline Straub und Raphael Rauch die Erfahrungsberichte zahlreicher Frauen, die von grenzüberschreitenden Erfahrungen mit einem Floorballtrainer berichten. Die Veröffentlichung geht einher mit einer Einigung des Trainers mit Swiss Sport Integrity, für zwei Jahre lang keine Frauenteams zu trainieren oder als Teammanager zu betreuen. 

Wir begrüßen die Entscheidung von swiss unihockey, den betreffenden Trainer nicht nur vom Damenfloorball freizustellen, sondern ihn hingegen “von allen weiteren Funktionen im [Floorball]” zu entbinden.  

Es sei anzumerken, dass die Staatsanwaltschaft dem Trainer keine strafrechtlich relevanten Taten nachweisen konnte. Wir nehmen die Situation trotzdem sehr ernst und uns sind auch aus Deutschland Vorwürfe bekannt, weshalb eine erneute Beschäftigung der betreffenden Person bei Floorball Deutschland mindestens bis zum Abschluss einer gestarteten Aufarbeitungskampagne der Vorwürfe eines möglichen Machtmissbrauchs ausgeschlossen ist. Diese Vorwürfe sind zwar bereits mehrere Jahre alt, haben für uns noch immer Gewicht und machen es zwingend notwendig, die Jahre seiner Beschäftigung für Floorball Deutschland gesamthaft aufzuarbeiten.

Wir möchten uns entschuldigen 

Wir möchten uns im Namen des Bundesverbands bei allen Betroffenen entschuldigen. Die in der Vergangenheit an uns herangetragenen Vorwürfe wurden nicht strikt genug behandelt und aufgeklärt. Zwar wurde bereits damals der Weg über den DOSB gewählt, aber den Betroffenen kein angemessener Raum gegeben, um über ihre Erfahrungen zu sprechen. 

Wir sind uns bewusst, dass unser Verband in der Vergangenheit falsch mit Vorwürfen umgegangen ist.

Wir als Dachverband möchten uns bei den Betroffenen entschuldigen, dass wir nicht zugehört haben. Ihr habt versucht, uns von euren Erfahrungen zu erzählen, und der Verband hat sich weggeduckt. Das werden wir nicht wieder gut machen können. 

Insbesondere durch diese Versäumnisse haben wir den Eindruck, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Bundesverband und betroffenen Athletinnen keinen Spielraum für einen neuen Anlauf der internen Aufarbeitung zulässt. Darüber hinaus muss die Möglichkeit gegeben sein, rechtssichere Konsequenzen zu ziehen, was nur durch eine unabhängige Aufarbeitung sichergestellt sind. 

Wir haben als neu gewählter Vorstand seit September 2021 versucht, das Thema der strukturellen Prävention sexualisierter Gewalt voranzutreiben und sind seit 2022 bemüht, den Aufarbeitungsprozess mit Unterstützung von dsj (Deutsche Sportjugend) und DOSB erneut anzustoßen. Mit der oben erwähnten Einigung mit Swiss Sport Integrity sehen wir nun einen Rahmen, der uns dazu befähigt, auch eine angemessene Finanzierung einer unabhängigen Aufarbeitung zu akquirieren. Diese Aufarbeitung soll außerhalb des Verbandes stattfinden, sodass wir sicherstellen können, dass keine Bekanntschaftsverhältnisse die lückenlose Aufklärung beeinträchtigen. 

Wir werden nach der Damen WM in Singapur erneut auf unsere (ehemaligen) Nationalspielerinnen zugehen, um ihnen aktuell den Fokus auf die WM zu ermöglichen. Aber wir versprechen euch: Wir werden auf euch zukommen. Und dieses Mal hören wir zu. 

Weitere Schritte 

Neben den verstärkten Bemühungen, eine unabhängige Aufarbeitungskommission einzusetzen und zu finanzieren, werden wir in den kommenden Wochen weitere Gespräche führen, welche Konsequenzen und Handlungsspielräume sich durch die Veröffentlichungen ergeben. Bis dahin werden wir weiterhin dafür sorgen, dass sich insbesondere die strukturellen Rahmenbedingungen verbessern, in denen für Vorfälle dieser Art in Zukunft kein Platz mehr ist bzw. schnellstmöglich rechtlich wirksame Konsequenzen gezogen werden. Unabhängig von der nun öffentlich bekanntgemachten Sperrung, arbeitet der Verband aktuell an einem ethischen Codex für alle Verbandsmitarbeitende. 

Seit letztem Jahr haben wir auf unserer Webseite zusätzlich umfangreiche Materialien zur Prävention sexualisierter Gewalt veröffentlicht.

Unsere (internen) Ansprechpersonen für das Thema Prävention sexualisierter Gewalt